Barrieren abbauen zum Köthener Hospiztag

Unserem Team fiel und fällt es immer wieder auf, dass die Menschen einfach zu wenig miteinander reden. Zwar erzählt man sich so manches über dieses und jenes, aber über die am Ende eines Lebens so wichtigen Dinge möchten viele erst dann reden, wenn es zu spät ist. Denn alle Themen, die den Tod und das Sterben betreffen, sind leider immer noch ein gesellschaftliches Tabu.

Daher beschloss das Team des Ambulanten Hospizdienstes Köthen, Menschen dafür zu sensibilisieren, auch über das "wenn ich einmal nicht mehr bin" nachzudenken und es auch auszusprechen oder eben aufzuschreiben! So entstand die Idee für unsere Aktion zum Hospiztag "Das Leben ist endlich" und den ideellen Nachlass, bestehend aus „meinem letzten Outfit, das letzte Lied, meine Lieblingsblumen und mein letztes Hab und Gut…

Jeder Gast hatte die Möglichkeit, am Freitag, den 31. Mai, seine ersten Gedanken über den eigenen ideellen Nachlass aufzunehmen und zusammenzustellen. Schließlich ist dieser ideelle Nachlass nichts weiter als eine Gedankensammlung, die später auch immer mal wieder zur Hand genommen werden sollte. Im Mittelpunkt steht dabei immer: Was ist mir wichtig, wenn es um meine Trauerfeier bzw. Beerdigung geht.

15.45 Uhr, als in der Kapelle auf dem Friedhof an der Maxdorfer Straße das Spiel der Kristall-Klangleiter unserer Ehrenamtlichen verstummt war, starteten wir mit unserer Aktion. An der Eingangstür wurden die Gäste begrüßt und auf unser außergewöhnliches Fotomotiv hingewiesen - das war uns sehr wichtig, denn ein Mensch in Trauer sollte freundlich "umgelenkt" werden. In einem persönlichen Gespräch mit unseren Ehrenamtlichen hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich auf dieses besondere Thema einzulassen. Für uns wenig überraschend, aber für die Gäste dagegen schon, viele verbrachten eine lange Zeit bei uns! Sie begannen zu überlegen, kamen mit anderen Gästen ins Gespräch und gingen nach einiger Zeit gelöst, einige durchaus auch in Gedanken, wieder nach Hause.

Ein ganz besonderer Hingucker und zugleich unser Fotomotiv war ein aufrechtstehender Sarg, den uns der Tischler Steffen Queitsch von der gleichnamigen Tischlerei zur Verfügung gestellt hatte. Diesen Sarg, gefertigt aus dem Holz des Blauglockenbaumes, stand auf einem großen Podest unmittelbar neben der Tür der Kapelle, so dass man ihn nicht gleich sah und beim Fotografieren auch nicht in Berührung mit ihm kam. Das besondere Fotomotiv war übrigens nur ein Angebot, wer es nicht nutzen wollte, musste dies natürlich auch nicht tun. Allerdings war auch zu beobachten, dass es einigen Gäste durch dieses Foto gelang, erste Barrieren gegenüber dem Thema Tod abzubauen.

Und da das Team beste Vorbereitungen getroffen hat, war auch für das leibliche Wohl gesorgt, denn auf dem Weg zur Kapelle stand unser Versorgungszelt, das gut und gern und öfter besucht wurde.

An dieser Stelle möchte ich ein besonderes Dankeschön dem Friedhofsleiter Christian Schäfer für die sehr gute Zusammenarbeit aussprechen für seine Unterstützung von der Vorbereitung bis zum Ende des Hospiztages wie auch für den Tischler Steffen Queitsch für die Vorbereitung und Bereitstellung des Sarges!

Alle, die uns besucht haben, aber auch diejenigen, die jetzt vielleicht neugierig geworden sind: Am Samstag, den 19. Oktober 2024 werden wir die Gedankensammlungen unserer Gäste zum ideellen Nachlass im Lutzestift ausstellen. An diesem Tag erwarten wir auch viele unserer Netzwerkpartner vor Ort - ein Besuch lohnt sich also gleich doppelt! Bis dahin

Ihre Christiane Patzer,

Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes Köthen

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