Das Diakonische Werk in den Kirchenkreisen Ballenstedt, Bernburg und Köthen übernahm damals die Anstellung der Gemeindekrankenschwestern, um sicherzustellen, dass sich auch künftig die Menschen in den Gemeinden auf eine pflegerische Versorgung verlassen können. Und so begann die Diakonie-Sozialstation Köthen zunächst mit vier (!) Gemeindeschwestern, die mit Fahrrädern zu ihren 20 Schützlingen unterwegs waren. Heute besteht das Team des Häuslichen Pflegedienstes Köthen aus 29 Mitarbeitenden, von denen im Durchschnitt 120 Patienten und Patientinnen versorgt werden!
In den vergangenen Jahren hat sich der Pflegeberuf professionalisiert, dabei blieben in der Kanzler von Pfau’schen Stiftung, zu der die Häuslichen Pflegedienste seit 2002 gehören, professionelle Pflege und christliche Nächstenliebe untrennbar miteinander verbunden. Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte des Köthener Pflegedienstes war die Eröffnung des Hahnemannstifts und der damit verbundene Umzug im Jahr 2009. Mit viel Engagement kümmern die Mitarbeitenden sich um die Mieter und Mieterinnen und die Besucher und Besucherinnen der Begegnungsstätte „Samuelstübchen“. Damit machen Pflegedienstleiterin Iris Eberl und ihr Team den Standort in der Springstraße zu einem ganz besonderen und lebenswerten Quartier in der Stadt Köthen!
Vor 15 Jahren haben sich Pfarrer Horst Leischner, Dr. Barbara Ehrhardt und weitere Mitstreitende auf den Weg gemacht, um das Sterben als vergessenen oder vielmehr verdrängten Teil des menschlichen Lebens wieder in den Blick der Gesellschaft zu bringen. Seitdem kümmern sich die ehrenamtlichen Hospizhelfer und -helferinnen in und um die Bachstadt um Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Ihre Aufgabe erfordert großen Mut, sehr viel Einfühlungsvermögen und natürlich eine fundierte Ausbildung. Darum bemüht sich mit viel Leidenschaft Köthens Hospizkoordinatorin Christiane Patzer. Die zurückliegenden zwei Jahre mit Corona brachten zunächst Einschränkungen in der Arbeit mit sich. Selbst als geklärt war, dass Sterbebegleitungen nicht untersagt werden können, waren doch viele Haushalte oder Einrichtungen zurückhaltend, Besuche überhaupt zuzulassen. Die sanfte Beharrlichkeit von Frau Patzer und ihrem Team hat schließlich doch vielen Menschen die ersehnte Begleitung ermöglicht. Aber Corona hat das Team auch nähergebracht und in der Trauerbegleitung eine neue Begegnung auf Augenhöhe bewirkt.
Trotz aller Herausforderungen haben sich die Hospizhelfer und -helferinnen nicht von Ihrem Auftrag abhalten lassen, den Menschen ein Sterben in Würde, ohne Stigmatisierung, zu ermöglichen, getreu ihrem Leitspruch „Leben bis zuletzt“. Zitat: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich auch künftig nicht beirren lassen. Ihr Beitrag für die Gesellschaft ist unschätzbar und vor allem unverzichtbar. Wir zählen auf Sie!“
Mit diesen Worten und dem Dank dafür, dass alle den Leitspruch der Stiftung „In Geborgenheit selbstbestimmt leben“ Wirklichkeit werden lassen, bekamen die beiden Leiterinnen einen bunten Blumenstrauß überreicht und Pfarrer Horst Leischner lud zur Andacht ein.
Dankes- und Grußworte kamen u.a. vom amtierenden Oberbürgermeister der Stadt Köthen Bernd Hauschild, von Johannes Koschig, Vorstand des Hospiz- und Palliativverbandes Sachsen-Anhalt und natürlich von Frau Eberl und Frau Patzer selbst. Die musikalische Begleitung des Festgottesdienstes hatte Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz freundlicherweise übernommen.
Danach luden Frau Eberl und Frau Patzer in das Lutzestift ein - zur Eröffnung der Ausstellung „Ein Koffer für meine letzte Reise“ sowie zu einem Büffet. Während des kurzen Spaziergangs von der Agnuskirche zum Lutzestift ergaben sich kleine Gespräche, die natürlich die Jubiläen zum Inhalt hatten wie auch die Neugier auf die Ausstellung, deren Letzte-Reise-Koffer von zahlreichen bekannten und unbekannten Köthenern bzw. aus dem Landkreis befüllt wurden - was da wohl so drin sei? Und das gab bei vielen dann in der Tat Anlass zum Staunen! Waren es tatsächlich die „wirklich wichtigen Dinge“, die die Besucher*innen in und an den Koffern vorfanden? Haben die „Packer*innen“ angefangen aufzuräumen, zu Hause und in ihrem Leben? So war es zumindest gewünscht… Es gab heiße Diskussionen, nachdenkliche Gesichter und viel Erstaunen darüber, was diesen Menschen wichtig war und ist. Und nicht zu vergessen: Auch ein Lachen war immer mal zu hören oder mindestens ein Schmunzeln zu sehen, das sich über die Gesichter schlich, denn auch das gehört zur letzten Reise. In einer Gesellschaft, die immer gesünder, leistungsfähiger und schöner werden will, spricht man nicht über den Tod, schon gar nicht den eigenen. Aber gerade das Nachdenken und darüber sprechen, hilft über das Leben, das nun einmal endlich ist und damit auch den Tod nachzudenken. Und vielleicht sogar auf die Sprünge - ins wahre Leben. - Es bleibt zu wünschen, dass diese Ausstellung noch viele Besucher und Besucherinnen findet und nach der Festwoche einen würdigen Platz findet!
Nachtrag zu einem Vortrag:
Am Montag, dem 29. August, Punkt 17.00 Uhr begann Christian Ratzel mit „einem (sehr) kurzen (und höchst unvollständigen) Überblick bildhafter Natur“ seinen Vortrag zu Dr. Samuel Hahnemann und Arthur Lutze. Allerdings nicht wie geplant unter freiem Himmel, sondern im Torweg zum Hof. Grund dafür war schlichtweg der Umstand, dass es die Sonne zu gut meinte und die Lichtbilder überstrahlte. So saßen die gut 40 Besucher*innen mit erfrischenden Getränken oder einem Kaffee in der Hand genau auf dem Hahnemann-Lutze-Pfad im kühlenden Torweg und wurde anderthalb Stunden lang äußerst kurzweilig von Herrn Ratzel unterhalten. Im Anschluss nahmen alle Gäste auch noch die Möglichkeit wahr, sich die Koffer-Ausstellung anzusehen.
Abschließend: Eines darf bei all den Feierlichkeiten rund um die Jubiläen nicht vergessen werden: Ein ganz besonderer Dank gebührt all jenen, die sich mit viel Liebe und Mühe um die Vorbereitungen und Durchführung gekümmert haben. Stellvertretend für diese Mitarbeitenden und fleißigen Helfer*innen seien hier die Hausmeister aus Bernburg und Köthen genannt. Der Köthener Hausmeister schlief sogar auf einer Liege in einem freigeräumten Dienstzimmer ;-) ! Respekt!